Sonntag, 3. Juni 2012

Fraglich

Im Zuge unseres Projekts haben wir junge Menschen nach ihrer Meinung gefragt. Wir sind gespannt ob sich die selben Trends abzeichnen wie in der jüngsten Jugendwertestudie.
Spaß, Karriere, Egomanie? Von wegen. Das Bild von der selbstsüchtigen Jugend hat sich längst relativiert – Finanzkrisen, Korruption und der gesellschaftliche Wandel hinter­lassen ihre Spuren. Die Jugend hat Sorgen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Jugendwertestudie, die im Auftrag der Arbeiterkammer vom Institut für Jugendkulturforschung durchgeführt wurde. AK-Präsident Herbert Tumpel: "Die jungen Leute in Österreich zweifeln an der Gerechtigkeit in der Gesellschaft. Außerdem sind viele der Meinung, sie müssten sich selber durchbeißen, sonst hilft ihnen heute keiner mehr." Die Studie zeigt das gestiegene Problembewusstsein bei den Jungen: Mehr als die Hälfte sieht, dass viele Menschen an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Dass die Schere zwischen Arm und Reich zunehmend größer wird. Diesen Druck spürt die Jugend auch selbst: 15 Prozent der Schüler ab 15 Jahren arbeiten ganzjährig neben der Schule, mehr als 40 Prozent in den Schulferien. Auch die Hälfte der Studierenden ist ganzjährig auf einen Job angewiesen. Aber gerade einmal 46 Prozent fühlen sich dafür leistungsgerecht bezahlt. "Damit macht die Jugend schon früh negative Erfahrungen im Arbeitsumfeld", kritisiert Tumpel und ruft zu mehr Fairness beim Umgang mit Praktikanten und Berufseinsteigern auf. Beschädigt ist das Vertrauen der Jugendlichen in große Wirtschaftsunternehmen (27 Prozent), in die Regierung (27 Prozent) und Religionsgemeinschaften (21 Prozent) – während das Gesundheitssystem hohe Vertrauenswürdigkeit genießt (75 Prozent). "Es gilt das Vertrauen in wichtige Institutionen wieder herzustellen", mahnt Tumpel. Optimisten Immerhin, knapp zwei Drittel blicken der persönlichen Zukunft eher optimistisch entgegen – die Zuversicht steigt mit dem Alter der Befragten. Im Gegensatz dazu sieht ein Drittel der jungen Menschen die gesellschaftliche Zukunft eher düster, knapp die Hälfte "gemischt, mal so, mal so". Studienleiter Philipp Ikrath vom Institut für Jugendkulturforschung erklärt dazu: "In unsicheren Zeiten hat sich Sicherheit zu einem der ganz zentralen Werte entwickelt." Diese finden die Jugendlichen im sozialen Nahbereich – also bei Familie und Freunden – und im Beruf. "Bei Letzterem haben sie hohe Anforderungen an sich selbst. Sie wollen Karriere machen, aber auch einen sicheren Arbeitsplatz haben." Im Vergleich zu früheren Jugendstudien hat sich laut Ikrath vor allem das anfangs erwähnte Bild vom egoistischen Einzelkämpfer relativiert. "Das ist eine sehr individualistische Generation, die Gesellschaft von sich ausgehend betrachtet." Daher auch das gestiegene Gerechtigkeitsempfinden und Bewusstsein für Problembereiche. "Die Jugend fordert Solidarität für sich ein, es fällt ihr aber schwer, gesellschaftliche Bereiche zu finden, in denen sie selbst Solidarität zeigen kann. Wenn, dann passiert das im eigenen Nahbereich."
Quelle: Kurier.at

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